19. Juni 2012

Incredible India – ein Vorgeschmack

Reisen ins außereuropäische Ausland versprechen in vielen Fällen aufregend zu sein. Man trifft auf andere Kulturen, wird 500m gegen den Wind schon als Touri enttarnt und um überhaupt erstmal dorthin zu kommen übertritt man Grenzen.
Grenzen…? Diese durchgezogenen roten Linien auf der Weltkarte? Haben wir doch in Europa auch.
Stimmt. Aber nach der Abschaffung der stationären Grenzkontrollen an den Binnengrenzen der sogenannten Schengenstaaten, der Schaffung eines "Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts" und dem mittlerweile umgesetzten Wegfall der Personenkontrollen an den Binnengrenzen bei gleichzeitigem Ausbau der Kontrollen an der Schengen-Außengrenze…äh...- Klugscheiß-Modus >off< -
Naja, also mittlerweile weiß Otto Normalbürger bei all der freizügigen innereuropäischen Herum-Vagabundiererei oft gar nicht mehr so richtig wie es eigentlich ist, irgendwo vorher lieb anfragen zu müssen, ob er auch mit "rein" darf. Dass man plötzlich in Dänemark ist, merkt man schließlich auch meist erst daran, dass am Vorwegweiser plötzlich 'Kolding' steht.

Indien möchte uns also gern schon kennenlernen bevor wir ankommen – zumindest auf dem Papier. Wie nett. Also flux online ein paar Daten eintragen und ab geht's? Fast.
Den online ausgefüllten Visa-Antrag muss man versehen mit zwei biometrischen Verbrecher-Fotos auf denen (Achtung!) "neben dem Kopf auch der Ansatz der Schultern zu sehen sein muss" und natürlich dem eigenen Reisepass ans Indische Generalkonsulat schicken. Reisepass per Post auf Reisen schicken? Mit der 'Deutschen Post'??? Kann man machen, wenn man "reise-Pass" sehr wörtlich nimmt.
Alternativ: online ausgefüllten Antrag ausdrucken und alles selbst zur IGCS tragen. Dort findet man auch einen Fotofix-Automaten der für schlanke 8,- EUR vier zensurbedürftige Passbilder im indischen Format erstellen kann.
Für den leise stöhnend bürokratie-empfindlichen Otto Normalbürger sei jedoch erwähnt: man muss in jedem Fall Wartezeit und ein ausbalanciertes Chakra dorthin mitbringen. Auf ein Heer von 5-15 gleichzeitig wartenden Antragstellern und Visa-Abholern können im Zweifelsfall genau 0 Service-Mitarbeiter kommen. Schon blöd, wenn alle immer gleichzeitig in Kundentelefonaten festhängen. Wenigstens der große Flat-Screen mit inszenierten Geschichtsreportagen in Dauerschleife kann für einen Mehrwert bei all der Rumwarterei sorgen.
Ist man dann irgendwann bis in den Kassenraum vorgedrungen, empfiehlt es sich äußerste Ruhe zu bewahren, sobald die Feststellung reift, dass man die Gebühr in Höhe von 67,50 EUR nicht mit Karte, ja – mit keiner Art von Plastik-Geld (!), bezahlen kann. Nur Bares ist Wahres.
Nix Passendes dabei? Gut, dass die Tankstelle 800m die Straße runter über einen Geldautomaten verfügt. Schade, dass man bei Rückkehr von dort wieder ganz hinten in der Schlange steht.
Am Ende lohnt sich aber auch diese kleine Schleife zu 100%, denn nach gerade einmal 28 Std. Bearbeitungszeit liegen Visum und Pass tatsächlich schon wieder zur Abholung bereit. Wer hätte das gedacht?

Incredible !ndia

12. Juni 2012

Pieks, du bist!


"So, jetzt könnte es kurz mal pieksen…"

… und dann können sie ruhig kommen, diese fiesen infektiösen Partikel und Kleinstlebewesen. Wir können sie nicht sehen, aber sie sind im Großen und Ganzen betrachtet definitiv in der Mehrzahl. Einige von ihnen sind schon gute Bekannte. Manche werden sich garantiert freuen mit uns mit und endlich auch mal "raus" zu kommen. Andere lauern in subtropischen stehenden Gewässern und Fledermaus-Bissen...

Salmonella Typhi, Clostridium tetani, Rabies virus - sind die wohlklingenden Namen einiger dieser klitzekleinen Zeitgenossen, die Weltenbummlern gehörig den ganz großen Spaß verderben könnten. KÖNNTEN. Pö, bei uns werden sie keine Chance haben!

Impfen ist genauso wie die Wahl der individuellen Reiseroute oder die Entscheidung pro vs. contra eigenes Moskitonetz (pro.) eine Glaubensfrage. Uns wurde die grundsätzliche Entscheidung für oder gegen das Impfen zum Glück schon in frühen Kindertagen von der parental Generation abgenommen und so können wir getreu dem Motto "Nu is auch egal, scheint ja was dran zu sein." nochmal 'ne Schippe… äh Spritze… drauf legen.

Für die Beseitigung letzter Zweifel, für die Selbstdiagnose was noch aufgefrischt werden müsste und um die Kosten für dieses präventiv-medizinische Bungee-Seil abzuschätzen waren einige Seiten im Netz ganz hilfreich, allen voran:

(die ist auch toll zur Abschreckung ;)

Die 'Lizenz zum pieksen' hat übrigens grundsätzlich jeder Arzt, egal ob er sich auch "Reisemediziner" nennt oder nicht. Impfstoffe für ausgefallene Wünsche muss man sich allerdings auf Rezept selbst von der Apotheke holen. Selbige sind auch ein Garant schnell mit dem Praxispersonal ins Palawern über Reiseroute und -planung zu kommen:

"Wir bräuchten einen Impftermin."

"Ja, was soll denn gemacht werden?"

"Naja, gepiekst soll werden. Gegen Typhus und Tollwut."

"TOLL-WUUUUT? Wo wollen Sie denn hin?????"

"Öh, ganz weit weg halt."